Früher nannte man so etwas "Gruselgeschichte". Darin steckt
das Wort Grauen. Und genau das ist es, was die Besucher eines kleinen Dorfes
im Westen Irlands empfinden. Schafe verschwinden, Menschen auch, und die Dorfbewohner
vermuten dahinter irgendein Ungeheuer, das in den Bergen lauert, aber nie sichtbar
wird. Das damit verbundene Rätsel wird leider auch bis zum Schluss des
Buches nicht aufgelöst. Soll es vielleicht eine Metapher für das Böse
sein, das nicht nur im Westen Irlands, sondern überall in der Welt sein
Unwesen treibt?
Das klingt alles nicht so spannend und ist es auch nicht. Wenn man etwas Positives
in dem Buch von Deane sucht, so findet man eine durchaus differenzierte Studie
über ein kleines Dorf und seine Bewohner sowie deren Traumata. Da gibt
es einen Priester, der das ganze Elend nur im Suff aushalten kann. Da ist der
korpulente Metzger, der die jungen Mädchen begafft, dann allerdings einen
Antrag von der Haushälterin des Priesters bekommt. Und schließlich
die Hauptperson: die Tochter des ebenfalls saufenden Captains Higgins, dessen
Frau Selbstmord begangen hat. Diese Tochter hat eine seltsame Krankheit, die
sie von den anderen isoliert. Sie ist eine Außenseiterin, die schließlich
in einer Nervenklinik landet. Das Buch beginnt damit, dass sie aus dieser Anstalt
flieht.
Was am Ende aus ihr wird, bleibt offen ebenso wie die Botschaft dieses
Buches".
John F. Deane: Im Namen des Wolfes. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Hamburg: Rotbuch-Verlag 2001, DM 39,80