John F. Deane: Im Namen des Wolfes

Früher nannte man so etwas "Gruselgeschichte". Darin steckt das Wort Grauen. Und genau das ist es, was die Besucher eines kleinen Dorfes im Westen Irlands empfinden. Schafe verschwinden, Menschen auch, und die Dorfbewohner vermuten dahinter irgendein Ungeheuer, das in den Bergen lauert, aber nie sichtbar wird. Das damit verbundene Rätsel wird leider auch bis zum Schluss des Buches nicht aufgelöst. Soll es vielleicht eine Metapher für das Böse sein, das nicht nur im Westen Irlands, sondern überall in der Welt sein Unwesen treibt?
Das klingt alles nicht so spannend und ist es auch nicht. Wenn man etwas Positives in dem Buch von Deane sucht, so findet man eine durchaus differenzierte Studie über ein kleines Dorf und seine Bewohner sowie deren Traumata. Da gibt es einen Priester, der das ganze Elend nur im Suff aushalten kann. Da ist der korpulente Metzger, der die jungen Mädchen begafft, dann allerdings einen Antrag von der Haushälterin des Priesters bekommt. Und schließlich die Hauptperson: die Tochter des ebenfalls saufenden Captains Higgins, dessen Frau Selbstmord begangen hat. Diese Tochter hat eine seltsame Krankheit, die sie von den anderen isoliert. Sie ist eine Außenseiterin, die schließlich in einer Nervenklinik landet. Das Buch beginnt damit, dass sie aus dieser Anstalt flieht.
Was am Ende aus ihr wird, bleibt offen – ebenso wie die Botschaft dieses Buches".

John F. Deane: Im Namen des Wolfes. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Hamburg: Rotbuch-Verlag 2001, DM 39,80