Lúnasa: The Merry Sisters Of Fate

Wer irische Instrumentalmusik liebt, wem bei Reels und Jigs die Oberschenkel zu zucken beginnen, der sollte sich sofort auf den Weg machen und sich diese CD besorgen.
Wer meint, irische Instrumentalmusik sei das langweilige Gedudel immer derselben Notenfolgen, präsentiert von alten Männern mit ihren ebenso alten Instrumenten, alle exakt die gleichen Töne immer und immer wieder wiederholend, der sollte diese CD kaufen, klauen oder wie auch immer in seinen Besitz bringen.
Und wer einfach nur begeisternde Musik hören möchte, aber eventuell Angst hat, 45 Minuten ohne eine gesungene Zeile am Stück zu hören, sollte seine Desensibilisierungskur mit dieser CD beginnen. Was Besseres findet er (zurzeit) nicht.
Mich hat's schier umgehauen. Ich kannte Lúnasa von ihrer CD "Otherworld" als eine Band ausgezeichneter Musiker, aber mit "The Merry Sisters Of Fate" haben sie sich locker in die "Hall Of Fame" der irischen Folkmusik gespielt. Dabei ist es nicht die Vituosität des einzelnen Musikers, die das "thrilling" ausmacht. Es ist die omnipräsente Perkussivität auch der langsamen Stücke, der mit einer atemberaubenden Leichtigkeit praktizierte Übergang in verschiedene Rhythmen.
Und das Erfolgsrezept von Lúnasa? Man nehme einen perkussiv spielenden Fiddler (Sean Smyth), einen begnadeten Flötisten (Kevin Crawford), einen sensiblen Piper (Cillian Vallely) und mische diesen exzellenten Melodiecocktail mit einem Perkussionsteppich aus Gitarre (Donogh Hennessy) und Kontrabass (Trevor Hutchinson, ja, der von den Waterboys) der allerersten Güteklasse.
Wer wissen will, wozu diese Mixtur in der Lage ist, der sollte sich unbedingt den Titeltrack der CD "reinziehn". Ja "reinziehn", denn der "zieht rein", die Gitarrenakkorde fliegen einem aus den beiden (oder mehr) Lautsprechern förmlich um die Ohren, und die Melodiesektion spielt mit solch einem konzentrierten Druck, dass man kaum auf Stuhl, Sessel oder was auch sonst immer sitzen bleiben kann.
Von den anderen ausnahmslos hörenswerten Stücken sei hier nur noch "Casu" erwähnt, das wieder einmal (und hier mal nicht durch die Chieftains) den Beweis antritt, dass Irland und Galizien irgendetwas miteinander zu tun haben müssen.
Also: Sofort losziehen und das Teil kaufen! There are no excuses.

Lúnasa: The Merry Sisters Of Fate. Green Linnet Records 2001. MWCD 4034. € 16,87
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