Joseph O'Connor (Hg.): Yeats ist tot!

Normalerweise hat jedes Buch einen Autor bzw. eine Autorin. Bei 'Yeats ist tot!' ist das anders. Hier gibt es nämlich gleich 15 Autorinnen bzw. Autoren. Sie kommen alle aus Irland und haben den Krimi gemeinsam geschrieben, jede(r) ein Kapitel. Da im Übrigen jedes Kapitel von einem anderen Übersetzer bearbeitet wurde, haben wir es also insgesamt mit 30 Personen zu tun, die schreibend an dem Buch mitgewirkt haben. Die Liste fängt mit Roddy Doyle an und endet mit Frank McCourt, den wir von 'Die Asche meiner Mutter'' kennen.
Der Einband verspricht einen "sehr irischen" Roman, und wenn damit Skurrilität und Absurdität des Erzählens gemeint sind, wurde uns nicht zu viel versprochen. Dass bei so vielen verschiedenen Schriftstellern kein ganz geschlossenes Werk herauskommt, ist nicht verwunderlich, und vor allem der Letzte, Frank McCourt, mag es nicht ganz leicht gehabt haben, die von seinen Vorgängerinnen und Vorgängern kunstvoll gesponnenen Erzählfäden zusammenzubringen. Gerade bei einem Kriminalfall erhofft man sich ja spätestens beim letzten Kapitel die Lösung des Rätsels. Irgendwie gelingt das auch in diesem Buch, andererseits ist es auch nicht so wichtig, denn die Auflösung ist nicht wirklich interessant.
Neben Morden und sonstigen Todesfällen geht es in dem Buch vor allem auch um die Literatur. William Butler Yeats, einer der vier irischen Literatur-Nobelpreisträger, taucht schon im Titel auf. Aber vor allem James Joyce (der im Übrigen den Literatur-Nobelpreis nie bekam) ist einer der heimlichen Helden des Buches, dessen Handlung zu verwickelt ist, als dass man sie vernünftig nacherzählen könnte.
Es bleibt, darauf hinzuweisen, dass dieses Gemeinschafts-Projekt schon das dritte seiner Art ist und alle Gelder amnesty international zufließen. Der Kauf dieses Buches kann also auch auf diesem Hintergrund guten Gewissens empfohlen werden.

Joseph O'Connor (Hg.): Yeats ist tot! München.: List Verlag 2003, € 7,95